Wir beantworten Ihnen häufige Fragen zu Wiederbelebungsmaßnahmen…
Beim Gedanken an Wiederbelebungsmaßnahmen können Unsicherheit, Ängste und Vorbehalte auftreten. Deren Folge ist oft, dass ein leblos und vielleicht noch zu rettender Mensch zu wenig Hilfe durch unmittelbar am Ort Anwesende bekommt.
Prüfen – Rufen – Drücken
Prüfen: Den Kopf in den Nacken überstrecken und die Bewusstlosigkeit feststellen.
Rufen: Notruf 112 wählen und Notfall berichten; Anweisungen am Telefon folgen. Zudem Personen im Umfeld hinzurufen und um Mithilfe bitten.
Drücken: Herzdruckmassage – auf die Mitte des Brustbeins drücken, ca. 5-6 cm tief, ca. 100 bis 120 Mal pro Minute – also ca. zweimal drücken pro Sekunde. Das ist so schnell wie die Schritte z. B. beim Discofox oder bei einem zügigen langsamen Walzer.
Prüfen und Rufen machen vielen ganz selbstverständlich. Der dritte Punkt, das Drücken, also die Herzdruckmassage und damit die Wiederbelebungsmaßnahmen bis der Rettungswagen mit Notarzt oder Notärztin kommt, müssen in Deutschland deutlich häufiger und selbstverständlicher gemacht werden. Denn durch Herzdruckmassage kann man Leben retten.
Wären da nicht die vielen Sorgen: Muss ich das jetzt machen oder noch nicht? Mache ich was falsch, wenn ich das mache? Könnte etwas schlechter werden, wenn ich eine Herzdruckmassage durchführe? Und so weiter.
Fragen und Ängste vor, bei und auch nach Wiederbelebungssituationen sind verständlich, da die wenigsten (glücklicherweise) regelmäßig mit Situationen konfrontiert werden, wo eine Wiederbelebung=Reanimation notwendig ist. Dinge, die wir selten machen, verunsichern, ängstigen und stressen uns.
Wir möchten im Folgenden mit Ihnen Antworten auf Fragen teilen, die uns während Reanimationskursen gestellt wurden oder die Menschen, die bei Wiederbelebungssituationen geholfen haben, uns im Nachhinein berichtet haben.
Was ist, wenn ich drücke, obwohl das Herz schlägt? Was kann passieren, wenn ich auf den Brustkorb drücke und es war nicht notwendig?
Ein schlagendes Herz wird durch eine Herzdruckmassage nur wenig beeinflusst. Bin ich mir unsicher, ob die Person wirklich bewusstlos ist und nicht atmet, sollte man mit der Herzdruckmassage unbedingt beginnen. Ist die Person, bei der man die Herzdruckmassage begonnen hat, nicht bewusstlos (z. B. schläft sie oder er), wird sie aufgrund des Druckes aufwachen oder sich wehren. Dann kann man meist aufhören.
Sonderfall: Die Herzdruckmassage wird so schnell begonnen und ist so gut, dass ein Mensch das Bewusstsein wiedererlangt und sich gegen die Herzdruckmassage wehrt. Hört man mit der Herzdruckmassage auf, kann bei manchen Herzrhythmusstörungen erneut eine Bewusstlosigkeit mit Atemstillstand eintreten, die die Fortsetzung der Wiederbelebungsmaßnahmen erfordert.
Kann ich etwas falsch machen, so dass es durch mich der anderen Person schlechter geht als wenn ich nichts gemacht hätte?
Viele Menschen befürchten, bei der Wiederbelebung etwas falsch zu machen und dadurch den Zustand der betroffenen Person zu verschlechtern. Aber:
Der schwerwiegendste Fehler ist, nichts zu tun. Ohne Hilfe ist ein Mensch, der wiederbelebt werden müsste, tot. Wenn man eine Reanimation versucht, gibt man ihm die Chance auf Leben. Eine Herzdruckmassage ist lebensrettend. Eine Beatmung muss vom medizinischen Laien nicht gemacht werden.
Fängt man die Herzdruckmassage an und sie wäre nicht notwendig, wird sich die vermeintlich bewusstlose Person wehren. Hat man vorher durch lautes Ansprechen und kräftiges Schütteln an der Schulter geprüft, ob eine Reaktion kommt, passiert das selten.
Ich habe Angst, dass ich die Person bei der Durchführung von Herz-Druck-Massagen (Brustkorbkompressionen) durch zu starkes Drücken verletzen könnte. Muss ich mit rechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn ich z. B. bei der Herzdruckmassage der Person Rippen gebrochen habe oder etwas falsch mache?
Verletzungen des Brustkorbes bei Wiederbelebungsmaßnahmen sind möglich und oft ein Zeichen für eine ausreichend tiefe Herzdruckmassage: Das Herz liegt hinter dem Brustbein. Sinn der Herzdruckmassage ist, dass das Blut aus dem Herzen gepresst wird und durch die Blutgefäße die anderen Organe, insbesondere das Gehirn, erreicht. Der Blutkreislauf wird durch die Herzdruckmassage aufrechterhalten. Das klappt nur, wenn das Herz durch den Druck auf das Brustbein zwischen Brustbein und Rücken zusammengepresst wird und damit das Blut aus dem Herzen gepresst wird. Dafür muss man 5 bis 6 cm tief drücken. Daher sind knackende Rippen oft ein Zeichen für eine ausreichende Drucktiefe. Rippenbrüche und andere Verletzungen, die durch eine Herzdruckmassage passieren können, sind in der Regel deutlich weniger gefährlich als der Herzstillstand selbst, der ohne Herzdruckmassage sicher zum Tod führt. Rechtliche Konsequenzen müssen Sie nicht befürchten.
Ist die Wiederbelebung erfolgreich, können die Verletzungen, die durch die Herzdruckmassage entstehen, behandelt werden. Macht man aus Sorge vor Verletzungen keine oder nur eine oberflächliche Herzdruckmassage, ist das Ergebnis ein Verstorbener ohne Verletzungen. Mit Herzdruckmassage kann die bewusstlose Person ein Überlebender werden, der behandelbare Verletzungen hat.
Muss ich mit rechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn ich z. B. bei der Herzdruckmassage der Person Rippen gebrochen habe?
Laut Gesetz besteht eine Verpflichtung, Erste Hilfe zu leisten. Im Strafgesetzbuch (StGB) in Paragraph § 323c heißt es: „Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbes. ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“
Wenn im Rahmen einer Herzdruckmassage Verletzungen entstehen, muss der Helfer/die Helferin nicht mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.
Muss ich den Oberkörper freimachen?
Um die Mitte das Brustbeines und damit den optimalen Bereich für die Herzdruckmassage zu finden, ist es ratsam, den Oberkörper frei zu machen. Jacken sollten geöffnet, Pullover nach oben geschoben werden. Sollte man eine Schere zur Hand haben, kann man diese nutzen, um die Kleidung vorn schnell, aber vorsichtig, aufzuschneiden. Jedoch sollte man nicht zuviel Zeit (< 30 s) für das Freimachen des Oberkörpers aufwenden müssen.
Auf Kleidung können die Hände verrutschen, die die Herzdruckmassage machen. Drückt man schräg, wird es ineffektiv und man erreicht das Herz kaum. Zudem ist es möglich, dass Tascheninhalte, z. B. Stifte oder ähnliches in Hemdtaschen, zu Verletzungen sowohl beim zu Reanimierenden als auch beim Helfer führen.
Ist es nicht möglich, den Oberkörper frei zu machen, oder würde es deutlich länger als 30 s dauern, dann unbedingt trotzdem durch die Kleidung auf das Brustbein drücken. Dabei aufpassen, dass man nicht zur Seite abrutscht und dass man tief genug drückt (die Anziehsachen zusammendrücken und das Brustbein 5-6 cm tief).
Muss ich die Person vor der Wiederbelebung aus dem Bett oder vom Sofa auf den Fußboden legen?
Idealerweise liegt der Bewusstlose auf einer harten Unterlage wie z. B. auf dem Fußboden. Denn je weicher die Unterlage (Teppich, Matratze, Sofa, draußen Schlamm, Wasser), desto ineffektiver ist die Herzdruckmassage, weil der Oberkörper nach hinten ausweichen kann, wenn man vorn aufs Brustbein drückt. Dadurch wird das Herz deutlich weniger zwischen Brustbein und Wirbelsäule zusammengepresst.
Sollte man den Bewusstlosen jedoch nicht bewegen können, z. B. weil er deutlich schwerer als man selbst ist, dann mit voller Kraft auch auf weicheren Unterlagen reanimieren.
Warum kann auf eine Beatmung bei den Wiederbelebungsmaßnahmen verzichtet werden?
Bei einem akuten Herzstillstand, bei dem wenige Sekunden zuvor noch alles normal funktioniert hat, ist im Blut ausreichend Sauerstoff vorhanden. Die Sauerstoff-Sättigung beträgt über 95 %. Das reicht bei einem bewusstlosen Menschen für mehrere Minuten. Das Problem ist jedoch, dass ein Herz, welches stillsteht, nicht mehr als Antriebsmotor für den Kreislauf agiert. Das Blut würde also im Gefäßsystem stehen bleiben und gerinnen. Stoffwechselprodukte könnten nicht abtransportiert werden. Durch die Herzdruckmassage kommt/bleibt das Blut in Bewegung und wird in die Organe gepumpt. Diese können weiter Sauerstoff aus dem Blut aufnehmen und Kohlendioxid und Stoffwechselprodukte abgeben. Insbesondere das Gehirn ist darauf angewiesen, schnell weiter mit Sauerstoff versorgt zu werden, damit möglichst wenig Gehirnzellen geschädigt werden. Im Laufe einer Reanimation ist dann zwar immer weniger Sauerstoff im Blut, aber wenn die Rettungskräfte eintreffen und auch die Atemwege sichern, kann das schnell behoben werden.
Ist eine Wiederbelebung anstrengend, und kann ich mich damit überfordern?
Eine Herzdruckmassage zu beginnen, ist für nahezu jeden möglich. Knien Sie sich neben die bewusstlose Person. Legen Sie Ihre Hände übereinander und den Handballen der unteren Hand auf die Mitte des Brustkorbs des Bewusstlosen. Beugen Sie sich über den bewusstlosen Menschen, so dass Ihre gestreckten Arme senkrecht auf den Brustkorb des Bewusstlosen aufsetzen. Drücken Sie mit gestreckten Armen senkrecht nach unten. Nehmen Sie die Kraft aus Ihrem Oberkörper. Lassen Sie wieder locker, indem Sie Ihren Oberkörper leicht hochnehmen. Der Kontakt zwischen Ihren Händen und dem Brustbein des Patienten sollte bleiben, jedoch beim Lockerlassen ohne Druck. Zügig erneut nach unten drücken usw. auf die Mitte des Brustbeins drücken, ca. 5-6 cm tief, ca. 100 bis 120 Mal pro Minute. Wenn möglich, lassen Sie sich nach 2 min durch einen anderen Helfer ablösen, da eine Herzdruckmassage Kraft kostet und anstrengt.
Wenn Sie allein sind bei einer Herzdruckmassage und auf die Ankunft des gerufenen Rettungsdienstes warten, wird es u. U. sehr anstrengend, und Sie haben am nächsten Tag von dieser ungewohnten Belastung Muskelkater. Überlegen Sie am besten schon zu Beginn, ob Sie schnell (< 1 min) Nachbarn zu Hilfe holen könnten. Insbesondere die Schnelligkeit der Herzdruckmassage (100 bis 120/min) strengt an. Wenn Sie merken, dass Ihre Kräfte schwinden, drücken Sie langsamer. Achten Sie weiterhin auf die ausreichende Tiefe (5-6 cm) der Brustkorbkompressionen.Im Fall schwindender Kräfte des die Herzdruckmassage Durchführenden gilt, wenn man ganz allein ist: lieber tief (5-6 cm) und etwas langsamer als empfohlen drücken, als schnell und nur oberflächlich. Nur durch tiefen Druck in den Brustkorb erreicht man eine Kompression des Herzens, und der Blutfluss wird angetrieben.
Können Sie aufgrund einer eigenen schweren Erkrankung nur kurz oder keine Herzdruckmassage machen, koordinieren Sie die Hilfe. Machen Sie das, was Sie können.
Können Sie nur mit einem Arm drücken, dann machen Sie das so kräftig sie können (5-6 cm tief), wenn kein anderer Helfer zu Verfügung steht.
Darf man statt mit den Händen auch mit den Füßen drücken?
Wenn die Hände/Arme nicht für eine Herzdruckmassage eingesetzt werden können, z. B. bei Verletzungen oder wenn man zu schwach ist, könnte man in Ausnahmefällen auch die Beinkraft für die Herzdruckmassage einsetzen. Allerdings ist hier der Druck auf das Brustbein der bewusstlosen Person deutlich weniger gut zu kontrollieren. Das Risiko für eine Brustkorbverletzung steigt. Man merkt die federnde Bewegung des Brustkorbes beim Runterdrücken deutlich weniger. Beim Helfenden steigt das Sturzrisiko.
Ich habe Angst, dass es mich psychisch überfordert, wenn ich für das Weiterleben eines anderen Menschen verantwortlich bin, und diese Angst mich lähmt. Was, wenn ich es nicht schaffe?
Auch die Verantwortung, nichts getan zu haben, muss getragen werden.
Auch andere Menschen müssen sich ggf. überwinden zu helfen. Wenn einer den Anfang macht, trauen sich andere auch. Wachsen Sie über sich hinaus.
Wenn Sie das in Ihrer Macht stehende getan haben, und die Person trotz Ihrer Hilfe nicht überlebt, war sie auch ohne Ihre Hilfe nicht mehr lebensfähig.
Häufig ist es so, dass der Rettungsdienst durch Fortsetzung von Wiederbelebungsmaßnahmen zumindest für kurze Zeit einen Kreislauf wiederherstellen kann. Mit Ihrer Hilfe und der Herzdruckmassage, bevor der Rettungsdienst eintrifft, geben Sie der bewusstlosen Person eine Chance auf Weiterleben mit möglichst geringer Hirnschädigung.
Woran erkenne ich, ob die bewusstlose Person noch atmet?
Manchmal treten bei akutem Herz- und Kreislaufstillstand noch Seufzer auf, einzelnes Stöhnen oder einzelne seltsame Schnarcher, was für Atmung gehalten wird. Eine Atmung liegt nur dann vor, wenn regelmäßige Atemzüge zu vernehmen sind. Sind Sie sich unsicher, ob eine normale Atmung vorliegt, beginnen Sie nach Absetzen des Notrufes mit einer Herzdruckmassage. Sind Sie sicher, dass die Person regelmäßig tief atmet (mindestens 10 Atemzüge pro Minute oder etwa so schnell wie Sie), dann beobachten Sie die Atmung, bis der Rettungsdienst kommt. Setzt sie aus, wird unregelmäßiger oder einfach „seltsam“, dann prüfen Sie nochmals die Überstreckung des Kopfes in den Nacken und das Kinn in Richtung Nase ziehen. Wird die Atmung nicht regelmäßig, beginnen Sie mit einer Herzdruckmassage.
Ich habe Sorge, dass ich nicht genug oder das richtige tue, um zu helfen.
Die Sorge haben auch andere Menschen. Wenn ein Helfer/eine Helferin mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnt, können auch die anderen ihre Scheu überwinden. Die Herzdruckmassage muss so schnell wie möglich begonnen werden. Gleichzeitig sollte durch den Notruf 112 professionelle Hilfe dazu gerufen werden.
Durch Ihr helfendes Eingreifen mit einer Herzdruckmassage geben Sie der bewusstlosen Person die Chance, weiterzuleben.
Ohne Handeln stirbt ein wiederbelebungspflichtiger Mensch.
Wenn ein Mensch trotz Wiederbelebungsversuchen stirbt, dann war die Erkrankung, die zur Wiederbelebungssituation geführt hat, zu schwer zum Weiterleben. Sie haben das in Ihrer Macht stehende getan.
Was ist, wenn die Familie oder Freunde der betroffenen Person meine Handlungen später kritisiert, vor allem wenn die Person nicht überlebt?
Wenn der Mensch überlebt und durch eine gute Herzdruckmassage keine bleibenden neurologischen Schäden hat, wird die Person in der Regel dankbar sein, dass schnell geholfen wurde.
Wenn ein Mensch trotz Wiederbelebungsversuchen stirbt, dann war die Erkrankung, die zur Wiederbelebungssituation geführt hat, zu schwer zum Weiterleben.
Haben Sie das in Ihrer Macht stehende getan, können Sie das der Familie und Freunden der betroffenen Person sagen.
Was passiert, wenn ich jemanden wiederbelebe, der das eigentlich gar nicht möchte?
Wenn Sie nicht wissen, dass eine bewusstlose Person keine Wiederbelebungsmaßnahmen möchte, dann sind Sie zur Hilfe, und damit zur Durchführung von Wiederbelebungsmaßnahmen, verpflichtet.
Im klinischen Alltag erleben wir häufiger, dass Menschen weiterleben möchten, als dass jemand nicht weiterleben wollte. Im letzten Fall spielen manchmal auch Depressionen eine Rolle.
Angehörige oder auch Ersthelfer leiden unter der eigenen Hilflosigkeit, haben ein ungutes Gefühl, wenn Sie an die stattgehabte Wiederbelebung denken und stehen manchmal unter Schockzustand.
Eine Wiederbelebungssituation kann emotional sehr belastend sein, insbesondere wenn es sich bei der bewusstlosen Person um ein nahestehendes Familienmitglied oder einen Freund handelt.
Wenn man gelernt hat, wie man in einer solchen Situation helfen kann (Prüfen – Rufen 112 – Drücken), kann man helfen und steht nicht hilflos daneben. Das hilft, mit der emotionalen Belastung zurechtzukommen.
Kommen Sie mit der emotionalen Belastung nach einer Wiederbelebungssituation nicht gut zurecht, können Sie das mit Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin besprechen oder unseren Verein kontaktieren.
Kann ich mich bei einer Wiederbelebung mit Krankheiten anstecken, z. B. HIV, Hepatitis, Tuberkulose oder Grippe, besonders, wenn ich Mund-zu-Mund-Beatmung mache?
Das Risiko, sich in Notfallsituationen mit Infektionen anzustecken, ist sehr gering.
Wenn Sie als medizinischer Laie eine Wiederbelebungsmaßnahme durchführen, müssen Sie keine Mund-zu-Mund-Beatmung mache. Prüfen Sie das Bewusstsein mit lauter Ansprachen, und Überstrecken Sie den Kopf des Bewusstlosen vorsichtig nach hinten. Konzentrieren Sie sich danach auf die Herzdruckmassage. Eine Mund-zu-Mund-Beatmung ist nicht erforderlich.
Sie können dem Rettungsdienst Ihre Kontaktdaten angeben, damit Sie informiert werden, falls doch der extrem seltene Fall einer ansteckenden Erkrankung beim wiederbelebten Patienten im Krankenhaus festgestellt wird. Dennoch kann Ihr Risiko, sich als Ersthelfer anzustecken, als niedrig eingeschätzt werden.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Beginn einer Herzdruckmassage? Was, wenn ich den verpasst habe?
Oft besteht Unsicherheit, wann man mit Wiederbelebungsmaßnahmen und Herzdruckmassage beginnen soll, ob man zu früh anfangen kann oder ob es überhaupt noch sinnvoll ist.
Haben Sie den Zusammenbruch der Person gesehen, prüfen Sie die Atmung und das Bewusstsein, legen den Kopf des Bewusstlosen in den Nacken und ziehen seinen Unterkiefer nach vorn. Rufen Sie die 112. Beginnen Sie mit der Herzdruckmassage.
Haben Sie den Zusammenbruch nicht gesehen und sind sie unsicher, ob die leblose Person tot ist, ist es dennoch sinnvoll, eine Wiederbelebungsmaßnahme zu starten. Das würde der Rettungsdienst auch tun – nur noch später als der Ersthelfer und damit mit noch weniger Erfolgsaussichten.
Haben Sie gezögert und Ihren kommt der Gedanke, dass man vielleicht, eventuell, gegebenenfalls eine Wiederbelebung machen müsste? Dann fangen Sie sofort an.
Beginnt man eine Herzdruckmassage bei einem Menschen, der nur schläft, wird dieser ziemlich schnell wach werden. Dann wird man automatisch aufhören.
Jemand hat gesagt, dass man bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes den Patienten nicht anfassen darf oder ihn in stabile Seitenlage legen muss. Soll ich trotzdem mit Herzdruckmassage anfangen?
Ja! Prüfen – Rufen 112– Drücken.
Ein Herzkreislaufstillstand ist endgültig, wenn nicht sofort mit Wiederbelebungsversuchen und Herzdruckmassage begonnen wird. Haben Sie den Mut, zu wiedersprechen.
Ein Mensch, der nicht atmet, darf nicht in stabile Seitenlage gelegt werden, sondern braucht in Rückenlage eine Herzdruckmassage.
Reicht denn nicht die stabile Seitenlage?
Manche erinnern sich an die stabile Seitenlage aus dem Erste-Hilfe-Kurs für die Fahrerlaubnis. Die stabile Seitenlage hilft jedoch nur (und selbst das ist nicht bewiesen), wenn ein Mensch stabil atmet. Sie soll gewährleisten, dass die Atemwege frei bleiben und Erbrochenes, Blut usw. abfließen können. Jedoch erschwert und verzögert die stabile Seitenlage das rechtzeitige Erkennen eines Atemstillstands und verzögert den Beginn von Wiederbelebungsmaßnahmen. Das Überstreckthalten des Kopfes in Rückenlage („Nicht lang schnacken – Kopp in den Nacken“) stellt eine sinnvolle Alternative dar. Die Rückenlage erleichtert die Überwachung des Patienten durch den Helfer am Kopf. Man kann sehen, ob sich der Brustkorb beim Einatmen anhebt.
In Seitenlage kann keine Herzdruckmassage durchgeführt werden.
Wenn Sie einen bewusstlosen Menschen mit ganz regelmäßiger Atmung in die Seitenlage drehen, bleiben Sie dabei. Eine Schnappatmung oder einzelne Schnarcher sind keine Atmung und der Beginn einer Herzdruckmassage in Rückenlage der bewusstlosen Person ist umgehend notwendig.
In so einer Situation würde ich anrufen; da habe ich mich dann schon genug überwunden; den Rest können andere machen.
Super, dass Sie anrufen würden. Der Rettungsdienst wird einige Minuten brauchen, bis er eintrifft. Diese Zeit sind wertvolle Minuten, in den der bewusstlose Mensch möglicherweise einen Herz-Kreislauf-Stillstand hat. Fließ kein Blut, kann es gerinnen und die Organe, insbesondere das Gehirn, werden nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Beginnen Sie mit der Herz-Druck-Massage, fließt Blut durch die Adern und gerinnt nicht. Wo Blut fließt, kommt auch Sauerstoff mit. In einer Wiederbelebungssituation reicht der im Blut befindliche Sauerstoff in den ersten Minuten auch ohne Atmung für die Versorgung der Organe aus. Aber nur, wenn das Blut sich bewegt. Dafür ist die Herz-Druck-Massage notwendig. Wenn Sie sich trauen zu drücken, geben Sie dem Bewusstlosen die Chance auf Leben. Und durch Ihren Mut trauen sich möglicherweise auch andere. Sprechen Sie gezielt andere Umherstehende an, sie abzulösen beim Drücken, wenn Ihre Kraft nachlässt.
Wann sollte ich den Rettungsdienst anrufen?
Haben Sie eine bewusstlose Person gefunden und geprüft, ob sie atmet oder nicht, dann rufen Sie Hilfe und den Rettungsdienst, Tel. 112.
Die Überprüfung der Atmung vor dem Hilferuf kann ggf. einen Herzstillstand verhindern, weil durch Überstrecken des Kopfes in den Nacken die Atemwege freigemacht werden und dann vielleicht die Luft wieder frei in die Lungen kommen kann.
Bei fehlender Atmung führen Sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes eine Herzdruckmassage durch: 5-6 cm tief, 100-120 Mal drücken pro Minuten – am besten mit einem Lied im Kopf, dann findet man den Drückrhythmus leichter.
Welche Lieder kann man bei einer Reanimation im Kopf haben, um in der richtigen Schnelligkeit zu drücken?
Viele Lieder der Rock- und Pop-Musik, die einen tanzbaren Rhythmus haben, eignen sich. Ebenso kann man klassische Werke, wie zügige langsame Walzer oder zügige Marschmusik, im Kopf haben, wenn man eine Herzdruckmassage macht, um regelmäßig und ausreichend schnell zu drücken.
Beispiele sind
- We all live in a yellow submarine (The Beatles)
- It’s my life (Bon Jovi)
- I will survive (Gloria Gaynor)
- Whenever, wherever (Shakira)
- Atemlos durch die Nacht (Helene Fischer)
- Sound of Silence (Simon & Garfunkel)
- Highway to hell (AD/DC)
- Stayin’ Alive (Bee Gees)
- Dancing Queen (Abba)
- Biene Maja (Karel Gott)
- Ade zur guten Nacht (Volkslied)
- Türkischer Marsch (W. A. Mozart)
- Radetzky Marsch (Johann Strauss (Vater))
- Tanz der Ritter aus Romeo und Julia (Sergei Prokofjew)
Was ist der Unterschied zwischen Herzstillstand und Atemstillstand?
Beim Herzstillstand hört das Herz auf zu schlagen, z. B. bei Kammerflimmern bei einem Herzinfarkt. Es wird kein Blut mehr durch den Körper gepumpt. Die Atmung setzt in der Folge ebenfalls aus.
Beim Atemstillstand hört die Atmung auf. Das passiert z. B. bei Verletzungen der Halswirbelsäule. Das Herz kann noch kurze Zeit weiter schlagen, bis der im Blut befindliche Sauerstoff zur Neige geht. Dann folgt auf den Atemstillstand der Herz-Kreislauf-Stillstand.
Beide Situationen erfordern eine sofortige Reanimation. Beim alleinigen Atemstillstand würde formal eine sofortige Beatmung ausreichen. Jedoch ist es oft schwierig festzustellen, ob das Herz noch schlägt. Dauert der Atemstillstand länger, geht er in einen Herz-Kreislaufstillstand über. Daher ist sowohl beim Herzstillstand als auch beim Atemstillstand die Herzdruckmassage zur Aufrechterhaltung des Kreislaufes von Beginn an erforderlich.
Wie erkenne ich, ob jemand nach einer Reanimation wieder bei Bewusstsein ist?
Wenn die Person beginnt, zu atmen, zu husten oder sich zu bewegen, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass sie wieder zu Bewusstsein kommt. Behalten Sie die Person im Blick. Es wäre möglich, dass die Atmung erneut aussetzt und Sie die Herzdruckmassage fortsetzen müssen.
Wie lange muss man eine Reanimation durchführen?
Eine Reanimation sollte fortgesetzt werden, bis professionelle Rettungskräfte eintreffen oder die Person wieder normal zu atmen beginnt und Hilfe/die Herzdruckmassage abwehrt.
Falls Sie nicht allein sind, wechseln Sie sich alle 2 bis 3 min mit der Durchführung der Herzdruckmassage ab, da nur so genug Kraft da ist, um den Brustkorb 5 bis 6 cm tief 100 bis 120 Mal pro Minute zusammenzudrücken.
Wann ist eine Reanimation nicht mehr sinnvoll?
Sind Sie unsicher, ob eine Reanimation noch sinnvoll ist, beginnen Sie eine Wiederbelebung: Prüfen – Rufen – Drücken.
In einigen Fällen, wie zum Beispiel bei einem schweren Unfalltrauma oder wenn der Körper bereits stark geschädigt ist, kann eine Reanimation wenig Aussicht auf Erfolg haben.
Wenn ein Mensch sicher tot ist, sind Reanimationsmaßnahmen nicht sinnvoll.
Die Entscheidung über den Abbruch von Reanimationsmaßnahmen wird von den medizinischen Fachkräften getroffen.
In unserer Firma hängt ein AED. Muss ich den benutzen?
In unserer Firma hängt ein AED. Muss ich den benutzen?
AED ist die Abkürzung für Automatischer externer Defibrillator. Man findet sich an öffentlichen Orten, wie Hauptbahnhof, Konzerthallen oder Stadion, aber auch in vielen Unternehmen.
Dieses tragbare kleine Gerät ist für den Einsatz bei Wiederbelebungssituationen vorgesehen, wenn mehrere Helfer einer bewusstlosen Person helfen.
Ein AED kann bestimmte Herzrhythmusstörungen, die zum Tod führen würden, erkennen und beseitigen. Eine Anweisung, wie das Gerät zu handhaben ist, wird vom Gerät nach dem Öffnen angesagt. Die Herzdruckmassage sollte unbedingt fortgeführt werden, bis die Elektroden des Gerätes am Körper des Bewusstlosen platziert sind. Nur für die Rhythmusanalyse – der AED sagt dann an, dass niemand den Patienten berühren soll – darf die Herzdruckmassage kurz unterbrochen werden.
Die Herzdruckmassage muss auch beim Nutzung eines AEDs fortgesetzt werden. Der AED ersetzt die Herzdruckmassage nicht, kann jedoch bei manchen Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) diese beenden und die Wiederbelebung schneller erfolgreich machen.
Muss ich einen sehr alten Menschen auch wiederbeleben?
Im Zweifelsfall ja. Bewusstlose Menschen wirken häufig aufgrund der fehlenden Hautdurchblutung älter, als sie in Wirklichkeit sind. Man kann sich verschätzen.
Wenn die Bewusstlosigkeit zu Hause passiert, weiß man vielleicht, ob der Partner oder die Partnerin eine Wiederbelebung möchte oder nicht. Oder man weiß, ob und wie schwer krank derjenige ist und ob eine Wiederbelebung sinnvoll ist (z. B. bei fortgeschrittener Krebserkrankung oder bei schwerer, fortgeschrittener Herzschwäche vielleicht nicht).
Bricht bei einem Spaziergang ein Mensch bewusstlos zusammen, ist der Beginn einer Herzdruckmassage unabhängig vom Alter sinnvoll.
Unsicherheiten und Ängste vor der Situation, einen anderen Menschen reanimieren zu müssen, sind völlig normal und zeigen die emotionale Intensität einer Reanimationssituation. Eine gute Vorbereitung, wie zum Beispiel die Teilnahme an Erste-Hilfe-Kursen, kann helfen, diese Ängste zu lindern.
In einem Notfall ist es nach Berücksichtigung des Eigenschutzes immer besser zu handeln, anstatt zu zögern. Rettungsmaßnahmen können Leben retten, auch wenn sie nicht perfekt sind.
Haben Sie weitere Gedanken oder Sorgen zum Thema Reanimation? Kontaktieren Sie uns unter [email protected].